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Sonntag, 19. Juli 2009, 14 Uhr
Gedenkveranstaltung

65. Todestag der Ermordeten vom 20. Juli 1944

Claus Graf Schenk von Stauffenberg, Ludwig Beck, Friedrich Olbricht, Albrecht Mertz von Quirnheim, Werner von Haeften

Die fünf im Bendlerblock ermordeten Widerständler wurden in Uniform begraben. Himmler liess die Leichname von der SS am nächsten Tag wieder ausgraben. Sie wurden im Krematorium Wedding verbrannt und ihre Asche an unbekannter Stelle verstreut. Uber 100 Mitstreiter wurden danach im Volksgerichtshof am Kleistpark zum Tode verurteilt.

Notizen zum Vortrag von Prof. Dr. H. Rohde

Der versuchte Staatsstreich vom 20.Juli 1944 war die stärkste Äußerung des Widerstandes gegen Adolf Hitler.

In allen Schichten des Volkes gab es nicht nur passive Gegner, sondern viele übten selbst Attentate oder Sabotage-Akte aus oder protestierten öffentlich gegen den Nationalsozialismus; Beispiele:

- im Frühjahr 1933 hisst der Kommunist Josef Fuhrmann auf dem alten Wasserturm am Prenzlauer Berg die rote Fahne

- im Nov.1939 der Schreiner Elser, Bürgerbräukeller

- Schulze-Boysen + Arvid von Harnack (Rote Kapelle),

- Jesuitenpater Delp

- Berliner Domprobst Bernhard Lichtenberg,

- die Gewerkschaftler Wilhelm Leuschner + Jakob Kaiser,

- der Bischof von Münster Graf von Galen

- der Dahlemer Pastor Martin Niemöller

- Sozialdemokraten: Julius Leber und Carlo Mierendorff

Es gab drei größere Widerstandsgruppen, die sich zu konspirativen Treffen trafen:

- jene um Carl Friedrich Goerdeler, OB von Leipzig,

- den „Kreisauer Kreis“ = Hellmuth James Graf v. Moltke

- die Militärs um Generaloberst Beck+ Graf Stauffenberg

Goerdeler als Reichskanzler vorgesehen, Beck: Staats-Oberhaupt. Schattenregierung, Sommer 1938, ein Putsch, kein Attentat war vorgesehen. Man versuchte das Oberkommando der Wehrmacht für seine Putschpläne zu gewinnen – scheitert.

Der „Kreisauer Kreis“ nach dem Gut Kreisau der Moltkes in Niederschlesien. Graf Moltkes Urgroß-Onkel ist der Feldmarschall v. Moltke und Sieger von Sedan 1870. Kreisau: grundlegende Konzepte für eine staatliche, wirtschaftliche und soziale Neugestaltung Deutschlands nach dem Sturz der NS-Diktatur, das in eine Europäische Föderation eingegliedert werden sollte. Auch die Kreisauer lehnen das Attentat ab.

Die dritte Gruppe = das Militär: Generaloberst Ludwig Beck, Offizier im 1. Weltkrieg, 1935 Generalstabschef, Am 5.November 1937 beschreibt Hitler dem Generalstab seine Kriegsziele. 1938 schlägt Beck der Generalität den geschlossenen Rücktritt vor. Er selbst verlässt die Armee. Seit 1943 trifft sich der zivile und militärische Widerstand bei Peter York Graf von Wartenberg, ein Cousin von Graf von Stauffenberg. Es bestehen Kontakte zu den Kreisauern. Diese Militärs sind für das Attentat. Im Januar 1944 übernimmt Stauffenberg die Führung.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg war Berufsoffizier,1938 bestand er als Drittbester seines Jahrgangs die Offiziersprüfung. 1936 Generalstabsausbildung, er nahm 1938 an der Besetzung des Sudetenlandes,1939 am Polenfeldzug und 1940 am Frankreichfeldzug teil. Später ist er in Nordafrika, wird schwer verwundet und verliert das linke Auge, die rechte Hand sowie zwei Finger der linken Hand. In der Weimarer Republik hat er die Wahl Hitlers zum Reichskanzler befürwortet.

Die Reichsprogrom-Nacht erschüttert erstmals seine Loyalität gegenüber Hitler, später die unmenschliche Härte der Kriegsführung in Russland und die Judenverfolgung.

Das Attentat gegen Hitler hatte für Stauffenberg einen hohen Symbolcharakter. Er empfand es als seine ethische Pflicht. Am Donnerstag, den 20.Juli 1944, vormittags fliegt er nach Rastenburg/Ostpreußen ins Führerhauptquartier zusammen mit seinem Adjutanten Oberleutnant von Haeften. Gegen 13:ooh explodiert dort die Bombe. Stauffenberg glaubt Hitler sei tot. Um 16 Uhr ist er zurück in Berlin und erfährt im Oberkommando der Wehrmacht in der Bendlerstrasse
- das verabredete Codewort „Walküre“ war nicht hinaus gegangen. Unter diesem Codewort sollten alle Gestapo-, Partei- und SS- Dienststellen von den Truppen des Ersatzheeres besetzt und gefangen genommen werden.
- sein Vorgesetzter, Generaloberst Fromm, Befehlshaber des Ersatzheeres, weigert sich mitzumachen. Er wird in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen.
- Stauffenberg gibt Befehle aus, damit die Panzer des Ersatzheeres auf Berlin zu marschieren.
- er telefoniert mit den Provinz- und Hauptstädten den militärischen Ausnahmezustand zu verhängen und die örtliche Gestapo, Partei und SS zu verhaften.

- das Berliner Wachregiment erhält den Befehl alle Ministerien und das Rundfunkgebäude einzuschließen.

Gegen 19:ooh schien es, trotz einer Radiomeldung dass Hitler überlebt habe, als sei der Putsch erfolgreich. Die geplante Besetzung des Reichsrundfunks fand nicht statt. Ein Bataillon des Berliner Wachregiments unter Major Remer, der das Propagandaministerium besetzen soll, zögert. Goebbels empfängt Remer und überredet ihn mit Hitler selbst zu telefonieren. Hitler gibt Remer den Befehl alle Offiziere im OKW in der Bendlerstrasse zu verhaften. Inzwischen laufen Nazi-treue Offiziere durch den Bendlerblock mit dem Ruf „Für oder gegen den Führer?“ und schießen jeden nieder, der opponiert. Stauffenberg wird angeschossen. Der in seinem Zimmer eingeschlossene Generaloberst Fromm wird von ihnen befreit, übernimmt das Kommando und setzt ein Standgericht ein. Um Mitternacht werden im Hof des Bendlerblocks im  Scheinwerferlicht von Lastwagen erschossen:

Claus Schenk Graf von Stauffenberg

Werner von Haeften

            Friedrich Olbricht

            Albert Mertz von Quirnheim

Generaloberst Beck gewährt Fromm die Möglichkeit sich selbst umzubringen.

Unter den mehr als 200 im Anschluss an das Attentat in Plötzensee Hingerichteten waren ein Generalfeldmarschall (Erwin von Witzleben), 19 Generäle, 26 Oberste, 2 Botschafter 7 Diplomaten, ein Minister, drei Staatssekretäre

Winston Churchill hat sich während des Krieges geweigert den deutschen Widerstand zu unterstützen. Aber nach dem Krieg schrieb er: „In Deutschland lebte eine Opposition, die zum Edelsten und Größten gehört, was in der politischen Geschichte der Völker je hervorgebracht wurde. Die Männer kämpften ohne eine Hilfe von innen oder außen, einzig getrieben von der Unruhe des Gewissens…“