Gustav Eberlein

            14.7.1847 Spiekershausen bei Münden - 6.2.1926 Berlin

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Biographie

Gustav Eberlein wurde am 14. Juli 1847 in Spiekershausen, einem kleinen Dorf bei Hannoversch Münden geboren [siehe Bild unten] . Nach einer Goldschmiedelehre in Münden studiert er drei Jahre an der Nürnberger Kunstschule. 1869 geht er nach Berlin. Nachhaltigen Einfluß auf sein Schaffen haben die Werke von Reinhold Begas und - bedingt durch zahlreiche Italienaufenthalte - die Kunst der Antike und die von Michelangelo. Die Werke der ersten Periode (1870 - 1892) seines Schaffens sind hiervon stark geprägt. Es überwiegen Figuren und Figurengruppen des antikisierenden Genres neben Porträtbüsten, Grabmälern, Fontänen und Bauplastiken. Mit dem 1886 mit der Goldenen Medaille ausgezeichneten "Dornauszieher" gelingt ihm der Durchbruch. 1887 wird er Mitglied der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin. Ein Resümee über sein bisheriges Schaffen veröffentlicht er 1893 in dem Bildband "Aus eines Bildners Seelenleben". Den Höhepunkt seiner Karriere erlebt der Künstler in den Jahren von 1893 - Eberlein wird Professor - bis 1900. Er tritt mit vielen prämierten, zumeist auch ausgeführten großen Kaiser- und Reiterdenkmälern auf. Die dritte Periode (1900 - 1904) ist vor allem durch die Auseinandersetzung mit christlichen Themen in einer realistischen, schockierenden Offenheit geprägt, angelehnt an formale Vorbilder bei Rodin und Meunier. Eberlein veröffentlicht kunsttheoretische und kunstkritische Schriften. Sein Friedensaufruf für die Abrüstung (1898) und sein Eintreten gegen die Sittlichkeitsparagraphen der Lex Heinze (1900/02) zeigen ihn als politisch engagierten Künstler. Das Goethe-Denkmal in Rom (1902/04) markiert den Schlusspunkt in seiner "deutschen" Karriere. 

Odem

"Gott haucht Adam den Odem ein"

 

In seiner letzten Schaffensperiode verläßt er als Botschafter des Kaisers in Sachen deutscher Kunst Deutschland und exportiert "große" Denkmalsideen nach Nord- und Südamerika, wo er sich ständig zwischen 1908 und 1913 aufhält. Im und nach dem Ersten Weltkrieg entstehen monumentale Reliefs als Antikenrezeptionen, er modelliert Porträts von Marx und Lassalle in der Art der vorher von ihm geschaffenen Kaiserporträts. Sein Vermögen hat er durch die Inflation verloren, seine Kunst findet keinen Käufer mehr. Er stirbt verzweifelt im Alter von 79 Jahren am 6. Februar 1926 in Berlin.

Er wurde bestattet auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin. Das Grab war zwischenzeitlich anders belegt. Nach 1982 wurde der Stein neu gestiftet von Herrn Eidner sen. (Firma Scherhag) mit dem neuen Relief - gestiftet von der Gustav-Eberlein-Forschung e.V.


Grab Eberlein / Foto: W. Schindler 2008


"Gleichwohl ob Bildhauer, Maler, Musiker, Schriftsteller oder Architekt, meine Sehnsucht umfasste alle Künste", schrieb Eberlein. Und so hat der Künstler ein unglaublich vielfältiges Oeuvre - bestehend aus etwa 600 Bildwerken und 300 Gemälden sowie zahlreichen Geschichten und Schriften - hinterlassen. Die in Hannoversch Münden gegründete Gustav-Eberlein-Forschung e.V. bemüht sich seit 1982 intensiv um die Restaurierung beschädigter Objekte und um die Erhaltung des umfangreichen Lebenswerkes von Gustav Eberlein.


Spiekershausen an der Fulda um 1855
Ölgemälde von Wilhelm v. Canngießer (Staatl. Kunstsammlung Kassel). Unter dem Punkt Eberleins Geburtshaus.


 

grimm 18.12.2008 © spontan 01.10.1999


Gustav-Eberlein-Forschung e.V.
gez. Rolf Grimm
Siecum 9, 30966 Hemmingen



Eberlein
Selbstportrait Gustav Eberlein
(Repro: spontan)